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1. Preis

Verfasser

Mecanoo HQ
Oude Delft 203, 2611 HD Delft,
The Netherlands

Mitarbeiter/in der Verfasser/in

Nuno Fontarra, Natalia Leszczynska, Kristin Schaefer,
Rick van Gamerem, Tristan Battistoni

   

Leitidee des Verfassers

„Die privilegierte und exponierte Lage des Entwurfsgebietes macht eine feinfühlige Betrachtung und Annäherung an die Aufgabe unverzichtbar. Wie im Projektnamen impliziert ist, wird der Grand Central Wohnkomplex, insbesondere das neue Wohnhochhaus,
täglich die mit dem Zug in der Stadt Frankfurt  ankommenden Besucher und Pendler begrüßen. Die große Herausforderung der Entwurfsaufgabe besteht darin, die richtige Balance zwischen häuslicher Intimität einerseits und einer großen urbanen Geste andererseits zu finden. [...]

Durch diese städtebauliche Anordnung entstehen 5 öffentliche, klar umrissene Stadträume auf dem Wettbewerbsgebiet. Diese Räume haben unterschiedliche Atmosphären aber bilden dennoch
durch sanfte Übergänge einen fließenden  zusammenhängenden und attraktiven Stadtraum.“

Beurteilung des Preisgerichts

Der Entwurf setzt sich feinsinnig mit der städtebaulichen Situation auseinander und fügt die neuen baulichen Setzungen mit dem vorhandenen Posthochhaus zu einem stimmigen Ensemble. Der Wohnturm – er könnte mehr Höhe vertragen - besetzt die südwestliche Ecke und wächst optisch mit zunehmender Höhe maßvoll in seinem Umfang. Umgekehrt verdichtet sich das Fassadenbild und wird nach oben leichter, transparenter, filigraner und somit in seiner Wirkung heller - nach unten zunehmend geschlossener. Ein in der Geometrie vergleichbarer, jedoch deutlich niedrigerer und durch seine gerundeten Balkonecken weicherer Baukörper (von knapp 30 m Höhe) lagert sich nach Nordosten vor. Die Fassadensprache zeigt die Verwandtschaft, die über einen verbindenden eingeschossigen Sockel im rückwärtigen Bereich – zu den Gleisen – gefestigt wird. Die Gebäudeanordnung erlaubt unverstellte Blicke und vermeidet unangenehme Rückseiten. Die Fassadenbekleidung besteht aus Terrazzo-Fertigteilen, für die Balkone sind kupferfarbene Metallverkleidungen vorgesehen – eine Reminiszenz an  die Schienen im benachbarten Gleisfeld. Eine Feinjustierung der Platzierung des kleineren Hauses könnte dem Ganzen guttun.

Bei der Außenraumgestaltung ist die Auseinandersetzung mit der Topographie nicht ganz nachvollziehbar. Auf dem Adam-Riese-Platz dominiert der Verkehr durch die Anordnung der Tiefgarage im Nordosten des Wohnturms und entzieht ihm damit die gewünschte Aufenthaltsqualität. Die Anlieferung ist noch nicht überzeugend gelöst (Lager Supermarkt, Wenderadien Zufahrt Hafenstraße). Freigehalten ist im Süden die Wegeachse zum Hauptbahnhof über die vorhandene Brücke, so dass eine direkte Verzahnung mit der Stadt gegeben ist.

Die Nutzungszonierung ist weitgehend plausibel. Sehr schön geschützt und zugleich prominent ist die Kita organisiert mit einem Außenraum, der durch seine geschützte Lage keinerlei Konflikte erzeugen wird. Die Eingänge zu den Wohnungen sind wenig attraktiv. Die Verteilung von gefördertem und frei finanziertem Wohnungsbau auf die beiden Baukörper ist respektvoll gleichwertig, so dass die unterschiedlichen Wohnungstypen nicht ablesbar sind. Die Wohnungen selbst sind gut geschnitten, erhalten wohlproportionierte Räume und umlaufende Balkone.

Insgesamt zeigt der Entwurf in seinem klaren und feinsinnigen Ansatz und seinen ruhigen und selbstverständlichen baulichen Setzungen ein subtil entwickeltes städtebaulich überzeugendes Ensemble, das in seinen Außenraumqualitäten noch der Verbesserung bedarf.