Back

4. Preis

Verfasser

Ortner & Ortner Baukunst, Berlin

Mitarbeiter/in der Verfasser/in:
Marie-Luise Krüger, Frank Illing, Andreas Dortgolz, Philipp Goertz, Fabian Maurer, Morana Mazuran, Tim Thikaj, Nico Limartz, Maria Marques de Casto

Fachplaner:
RSP Remmel + Sattler, Frankfurt am Main (Tragwerksplanung)
HTW Ingenieurgesellschaft mbH & Co.KG, Berlin, Berlin (Tragwerksplanung)
ST raum a. Ges. von Landschaftsarchitekten mbH, Berlin (Landschaftsplanung)

   

Leitidee des Verfassers

„Drei Hochhausscheiben umreißen zusammen mit der Hochhausscheibe des Haupthauses den neuen Campus der Deutschen Bundesbank. Wie großzügig geöffnete Tore eröffnen sie den Campus nach Norden zum Haupteingang ohne zu dem bestehenden Haupthaus typologisch in Konkurrenz zu treten. Die für das Haupthaus von 1972 konzeptionell so wichtige Alleinstellung und seine imposante, städtebauliche Geste gilt es zu respektieren.

Die vorgegebene städtebauliche Struktur wird daher in kompakterer Form interpretiert:

Die drei neuen Hochhäuser zeigen sich längengleich als räumliche Figur des Campus und  gleichzeitig als architektonisch eigenständige Objekte. Die Flächenminderung im Planungsbereich 2 wird vollständig durch ein zusätzliches Geschoss in den drei Türmen und in den Sockelgebäuden kompensiert.“

Auszug aus der Beurteilung des Preisgerichts

Signifikant ist das kräftige Ensemble aus den drei gleichen Scheiben der Bürohochhäuser. Um dasjenige in Baufeld 2 auf die gleiche Länge zu bringen, werden sie auf die Höhe der Treppentürme des Altbaus angehoben und auch die Sockel auf vier Geschosse erhöht. Das Resultat ist eine sehr massige Gruppe, die den Altbau fast zierlich wirken lässt. Die Autoren wollen das kompensieren, indem sie die drei Häuser durch eine glatte Glashülle fast abstrakt wirken lassen. Ob das gelingen kann, wird vom Preisgericht bezweifelt.  Bei günstigen Lichtverhältnissen, auch in der Nacht, mag die dahinterliegende warm wirkende Holzkonstruktion durchscheinen, so dass das Ensemble changiert in seiner Anmutung. Verspricht ein Glashaus maximale Transparenz? Dieses Versprechen wurde schon oft in der Architekturgeschichte gemacht. Unter der Glashaut wird der nachhaltige Baustoff Holz zwar gewürdigt, dennoch entsteht eine annähernd industrielle Anmutung. Ob dem Image der Deutschen Bundesbank damit der gewünschte Ausdruck verliehen werden kann, wird kritisch gesehen.

Das Gesicht an der Straße wird zudem von Sport und Kindergarten geprägt, die bedingt durch das Gefälle des Grundstücks etwas tiefer liegen als die Bürosockel und zudem dreigeschossig verleiben. Hier entsteht trotz der öffentlichen Nutzung ein eher geschlossenes Bild, bedingt durch die vertikalen Fassadenlamellen in den Obergeschossen über dem gedrungenen Sockelgeschoss. Hier ist die Einfahrt in die TG für PKW und Fahrräder gut situiert, die Ausgänge liegen sehr gut in der Stirnseite des Sportgebäudes am Eingang des Campus. Insbesondere der Fahrradservice ist hier exzellent gelöst.
Durch die Kürzung des Bürogebäudes West entsteht die wohltuende große Fuge in den Park, der wirkliche Gewinn dieses Entwurfes. Leider wird dies durch den Pavillon mit Gastronomie konterkariert. Die gegenüber liegenden Foyers der Bürohäuser Ost und West können in ihrer räumlichen Qualität überzeugen, zudem das westliche von dem verbleibenden Park profitiert.
Der Konferenzbereich im westlichen Sockel wird gut organisiert, die ansteigende Geländehöhe ist berücksichtigt, allerdings funktioniert die Sicherung zum Campusbereich nicht.

Die Bürogeschosse sind gut organisiert. Zwischen den Kernen entsteht ein in der Tiefe nutzbarer Bereich, die beiden Stirnseiten weisen in allen Etagen Wintergärten auf, die räumlich nicht überzeugen können und zudem die Flexibilität in gewisser Weise einschränken. Erschließung und Fluchtwege sind gelöst.

Die Kita leidet wie meist unter dem bedrängten Grundstück, löst aber die Außenspielfläche auf dem Dach recht schön. Die innere Organisation ist funktional aber ohne besondere räumliche Qualität. Der Sportkomplex ist im Prinzip sehr gut gelöst, kritisch wird nur die Lage der Sportlerklause auf der Empore gesehen. Sie könnte mehr in den Straßenraum hineinwirken.

Das Logistikzentrum weist erhebliche Mängel auf.
Die Holzhybridkonstruktion ist zeitgemäß innovativ und wird dem Anspruch auf Nachhaltigkeit gerecht. Die erhöhten Kosten müssen mit diesem Gewinn abgewogen werden. Tragwerk und Fassade sind konstruktiv machbar, ob die Gebäudehülle Passivhausstandard erreichen kann, wird hinterfragt. Auch wird bezweifelt, ob das vorgeschlagen Photovoltaikkonzept mit der extensiven Begrünung aller Dächer kompatibel ist. Insgesamt wird ein schlüssiges Nachhaltigkeitskonzept formuliert, auf das sich aufbauen ließe.

Insgesamt wird die Planungsaufgabe mit Stärken in der inneren Organisation und Funktionalität gut gelöst. Der Entwurf gewinnt besondere Freiraumqualitäten und unterstreicht damit den Campusgedanken im Inneren. Dafür nimmt er aber eine zu hohe Massivität der drei Bürohäuser in Kauf. Trotz des sichtbaren Baustoffes Holz verbleibt die Anmutung seltsam steril.