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2. Preis

Verfasser/in

KSP Jürgen Engel Architekten GmbH, Frankfurt am Main

Mitarbeiter/in der Verfasser/in:
Robert Volz, Sebastian Schöll, Ziwen Luo, Jiahao Lu, Marco Fitzthum, Mahmoud Abdelwahab, Li Yixiang, Branko Balasevic, Jeisson Rodriqu-ez, Jedrzej Nowak, Tomasz Chojnacki, Klaudia Krolikowska, Drazan Ma-teljak, Jorge Pinares, Christian Eichinger, Thomas Busse

Sonderfachleute:
Ingenieurbüro hausladen GmbH
hhp Berlin Ingenieure für Brandschutz
Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten
WHP Weischede Herrmann und Partner

   

Leitidee des Verfassers

„Das städtebauliche Konzept eines offenen Campus wird zu einer von Kolonaden gefassten Grünachse weiterentwickelt, die das Haupthaus der Bundesbank als wichtigstes Gebäude im Zentrum des Areals inszeniert. (…) Unser Entwurf entwickelt das Ensemble zu einem gestalterisch geschlossenen Verbund weiter. Das Hauptgebäude der Bundesbank wird mit einer architektonischen Geste in Form eines axial ausgerichteten Grünzugs inszeniert. Dieser dient dem 217 m langen Haupthauses als repräsentative Resonanzfläche. (…) Die Eigenständigkeit der Bestandsgebäude innerhalb des Ensembles wird mit dem neuen Konzept gewahrt, sodass auch die Sonderfunktion beispielsweise des Geldmuseums und Bundesbankarchivs weiterhin sichtbar bleiben.

Die Architektursprache des neuen Ensembles verbindet haptische Materialien und geschlossene Gebäudefiguren mit einer Leichtigkeit, die aus den filigranen Elementen und den Rhythmuswechseln in der Fassadengliederung resultiert. Der Bedeutung und Ehrwürdigkeit der Institution Bundesbank wird damit eine architektonische Entsprechung verliehen, die Stabilität, Wertbeständigkeit und eine klare Haltung vermittelt.“

Auszug aus der Beurteilung des Preisgerichts

Unter wesentlicher Wahrung der Vorgaben des städtebaulichen Rahmenplans wird das Hauptgebäude am höchsten Punkt des neuen Bundesbankcampus über eine gleichmäßig ansteigende Topografie elegant und repräsentativ in Szene gesetzt.

Positiv auf das städtebauliche Gesamterscheinungsbild wirkt sich die Schaffung des sowohl horizontal als auch vertikal klar gegliederten dreigeschossigen Sockelgeschosses der Neubauten aus, dem sowohl im Westen wie im Osten hohe Kolonnaden vorgelagert sind, die das Parkband fassen. Das Thema der Kolonnadenfassung wird über die Hauptkasse fortgesetzt. Sie wird damit Teil des Sockelgeschosses der Sondernutzungen und verstellt die Fassade der Hauptkasse.

Zur Wilhelm-Epstein Straße präsentieren sich im Sockelgeschoss über großzügige Verglasung in der Nutzung deutlich ablesbar die Kita und der Sportbereich.

Die Erschließung aller Neubauten, erfolgt für Fußgänger mit Ausnahme der östlichen Büroscheibe konsequent aus der Kolonnadenzone. Positiv wird gesehen, dass der Vorplatz nicht durch die untergeordnete MIV-Erschließung der Tiefgarage beeinträchtig wird, sondern das diese erst in der Tiefe des Grundstücks erfolgt. Die Haupterschließung der Tiefgarage, in der auch die Fahrradabstellplätze nachgewiesen sind, liegt gut auffindbar über Ein- und Ausfahrten im östlichen Gebäudeteil des Sportgebäudes. Kritisch hinterfragt wird die ergänzende Erschließung, die den Dreieckspark östlich des Geldmuseums beeinträchtigt.
Das Raumprogramm der Neubauten ist nachvollziehbar und mit Ausnahme der Kita räumlich adäquat umgesetzt. Kritisiert wird bei der dreigeschossigen Kita auch, dass als Außenbereich nur ein Dachgarten zur Verfügung steht.

Auffällig allerdings sind zahlreiche Unter- und Überschreitungen insbesondere in den Bürobereichen.

Die Möglichkeit zur Schaffung moderner Arbeitswelten in den neuen Bürobauten wird durch die Tragwerksstruktur, die ein hohes Maß an Flexibilität ermöglicht, unterstützt. Allerdings ist das gewählte Achsmaß sehr schmal für klassische Einzel- und Doppelbüros. Qualität entsteht in den durch klare Treppenhauskerne gut strukturierten Gebäuden auch durch Wintergärten mit Lufträumen, die jeweils zwei Etagen verbinden. Über diese gelingt auch eine gute Gliederung der Fassade. Die für die Fassade gewählte Stahlverbundbauweise, die auf Recyclingbeton setzt, orientiert sich an der Fassade des Bestandsgebäudes.

Im Bereich der Sondernutzungen wird die Lage des Konferenzbereiches im Untergeschoss kritisiert. Positiv gewürdigt wird im Gegensatz dazu der aus der Topografie entwickelte Gastronomiebereich südlich des Bestandsgebäudes.

Das Logistikkonzept ist räumlich und technisch nicht nachvollziehbar. Problematisch wird insbesondere die unterirdische Zweigeschossigkeit gesehen, die eine Erschließung von Schwerlastverkehr über Aufzüge notwendig macht.

Das Energie- und Nachhaltigkeitskonzept mit Einsatz von Photovoltaik, Wärmepumpen, hybriden Lüftungskonzepten und Geothermie auch im Außenbereich ist sehr durchdacht. Es fehlt ein Nachweis für die Anordnung der technischen Anlagen.

In der Flächenzusammenschau wirkt sich wirtschaftlich u.a. nachteilig der insgesamt hohe Flächenanteil in Untergeschossen aus. Alle Flächenwerte sind im Abgleich mit dem Durchschnitt überschritten.

In der Gesamtbewertung leistet der Entwurf einen guten Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe.