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Anerkennung

Verfasser

Max Dudler, Berlin

Mitarbeiter/in der Verfasser/in:
Dennis Assaf, Aysin Soydan, Mathias Wolf, Miguel De Castro, Annette Kern, Svea Weiß, Jochen Soydan

Fachplaner:
Pichler Ingenieure GmbH, Berlin

   

Leitidee des Verfassers

„Maßgebliches Ziel unseres Entwurfs ist es, mit unserer Architektur einen Campus zu schaffen, der die Philosophie und die Werte der Deutschen Bundesbank verkörpert. Wir haben eine zweischalige Baukonstruktion entwickelt, die ein gleichermaßen zeitgemäßes und zukunftsweisendes wie dauerhaftes und solides Bild der Deutschen Bundesbank verkörpert. Ein innenliegender Holzkörper repräsentiert die Innovationsfähigkeit der Institution, während die außenliegende Betonkonstruktion für deren Beständigkeit steht. Unser Entwurf entwickelt sich aus dem Ort und seinen Bestandsbauten. So wird die bestehende, als „Solitär“ freistehende Hochhausscheibe in ein neues urbanes System aus ebenso linearen Baukörpern eingebunden. [...]

Unser Entwurf lässt sich als Neuinterpretation oder zeitgenössische Transformation des brutalistischen Bestands verstehen.“

Auszug aus der Beurteilung des Preisgerichts

Das Ziel der Verfasser ist es, einen Campus zu schaffen, der die Philosophie und Werte der Deutschen Bundesbank verkörpert. Dieser Ansatz ist erkennbar.
Das neue städtebauliche Grundkonzept verändert allerdings die städtebaulichen Vorgaben; Baulinien und -grenzen werden nicht beachtet, Baukörper weichen ab und die Baugrenze bei der Kita wird nicht genutzt. Es entsteht eine neue orthogonale Ordnung des Raumes unter Einbindung des Haupthauses, die den inneren Bereich des Campus etwas introvertiert erscheinen lässt.

Die Fassadengestaltung ist insgesamt homogen. Der Entwurf des Ensembles stellt mit den Gebäuden mit harter Schale‘ und ‚weichem Kern‘ einen interessanten Ansatz dar, der jedoch in seiner Ausarbeitung nicht ganz schlüssig ist. Die Forderungen an die äußere Erschließung sind nicht überall erkennbar (Kurzzeitparkplätze, Bedarfszufahrt, Fahrbeziehungen Ausfahrt W.-Epstein-Straße). Der Entwurf der Tiefgarage ist nicht in allen Teilen nachvollziehbar. (Stellplätze); Fahrradabstellanlagen sind nicht auffindbar.

Die Erschließung der Gebäude vom Parkband aus ist nicht schlüssig nachgewiesen. So wird das Bürogebäude Ost vom Süden erschlossen, was aus Gründen der Auffindbarkeit und Adressbildung kritisch gesehen wird.

Die Freiraumplanung ist sehr abstrakt dargestellt, die Topographie dabei nicht berücksichtigt und erhaltenswerte Bäume sind nur zum Teil nachgewiesen.

Die innere Erschließung in den Gebäuden ist gut gelöst; eine einfache Orientierung und klare Strukturierung erleichtern die Verbindungen untereinander. Die wettergeschützten unterirdischen Verbindungen erfolgen über den Verteilerring – gut getrennt von den Lieferverkehren. Das Foyer im Bürogebäude Ost ist großzügig, wobei die Raumproportionen zum Teil nicht befriedigen können. Jedes Büro hat Verbindungen zu vorgelagerten Loggien (Zweischichtigkeit).
Bei der Kita sind einige Gruppenbereiche nach Norden ausgerichtet, was die räumlichen Qualitäten einschränkt. Der Sportbereich ist überzeugend angelegt.
Bei der Wache gibt es keine KFZ-Schleuse, Sicherheitsschleusen sind nicht dargestellt und damit ist die funktionale Gliederung in diesen Bereichen nicht plausibel erkennbar (einschl. Sprengschutz).

Das Logistikzentrum (Planungsbereich 5) kann insgesamt nicht überzeugen. Die enge bauliche Verbindung mit dem Gastropavillon muss in Frage gestellt werden. Der viergeschossige Aufbau behindert die Funktionalität – insgesamt werden nur ein Teil der geforderten Logistikflächen nachgewiesen. So sind zum Beispiel auch keine Laderampen geplant, Containerkapazitäten und die Warenschleuse rein/unrein sind nicht nachgewiesen.

Die Verfasser schlagen eine Holz-Hybridkonstruktion mit vorgefertigten Verbunddecken und Kernwände aus Stahlbeton vor, was einen innovativen und ambitionierten, auch technisch umsetzbaren Vorschlag darstellt. Die Schalldämmung zwischen den einzelnen Geschossen wäre zu prüfen.

Das Nachhaltigkeitskonzept ist nur eingeschränkt schlüssig. Der Verglasungsanteil ist zum Beispiel sehr hoch (es wird ein mehrschichtiges Verschattungssystem angedacht). Die Aspekte des Lebenszyklus sind, soweit erkennbar, erfüllt. Die Wirtschaftlichkeit der Konstruktion muss hinterfragt werden.

Die Abweichungen vom städtebaulichen Grundkonzept bietet eine interessante Alternative für die Setzung der Raumkanten und der Gliederung des enormen städtebaulichen Raumes zwischen den Großformen. Die Arbeit erzeugt mit ihrem ambitionierten Fassaden- Materialienspiel, einer subtile Plastizität im Inneren und Äußeren und stellt insgesamt einen interessanten und für die Gesamtdiskussion wertvollen Beitrag zu Aufgabenstellung dar.